Bild Corinne Fischer

 

Welche Weinreise bleibt Ihnen noch lange in Erinnerung?
Viele Jahre träumte ich davon, einmal die Weine von Aurelio Montes vertreiben zu dürfen. Seine Weine sind berühmt und haben ein ausserordentliches Preis-Leistungsverhältnis. Es war jedoch nicht nur kommerzielles Interesse, das mich davon träumen liess. Nein, es war vor allem seine Persönlichkeit, die mich schon immer fasziniert hatte. Aurelio Montes ist ein echter Pionier, wie man sie nur selten trifft. Er hat die Weinindustrie des ganzen Landes revolutioniert und sie zu einer der stärksten Marken aufgebaut. Um das zu erreichen, braucht es unglaublich viel Mut, Abenteuergeist und Durchhaltewillen. 

Als die Vertriebspartnerschaft endlich stand, nahmen mein Geschäftspartner (mein Bruder Marc) und ich die erste Gelegenheit wahr, um die Kellereien vor Ort zu besuchen. Die Reise wollte nicht enden: Zwölf Stunden Flug bis Buenos Aires und dann nochmals sechs Stunden in der Luft. Meine Müdigkeit verflog sofort, als wir im Taxi sassen. Eine moderne, saubere Stadt umgeben von Schneebergen erwartete uns. Doch wo waren die Reben?

Während den nächsten drei Tagen besuchten wir die wichtigsten Anbaugebiete von Montes. Sie liegen alle mehrere Stunden ausserhalb  von Santiago. Sein Pioniergeist ist überall sichtbar. Er ist der erste Produzent, welcher die Hanglagen nutzte, damit die Bewässerung optimal funktioniert. Montes bereiste ganz Chile auf der Suche nach Anbaugebieten und bepflanzte hunderte Hektaren auf ungenutzten Landstrichen. Die restliche Weinindustrie folgte seinem Beispiel.

Heute ist seine Passion eine nachhaltige Produktion. Er verzichtet als erster in der Branche auf substantielle Erträge, indem er nicht mehr bewässert. „Es ist unsere Aufgabe, auch unseren Enkeln genügend Grundwasser zu überlassen, damit fruchtbares Land erhalten bleibt“, begründet Aurelio seinen Schritt. Charismatisch, innovativ und treu seinen Werten, ist er trotz fortgeschrittenem Alter das Aushängeschild und der Motor der Firma geblieben.

Am Ende der Tour flog uns Aurelio mit seinem Helikopter zurück nach Santiago. Wir überblickten das schmale Chile aus der Luft, bewunderten die wilden Anden und die immensen grünen Flächen. Im Abendrot näherten wir uns der Millionenstadt und ich verspürte ein intensives Glücksgefühl: Ein seltener Moment - ein Traum hat sich erfüllt!

Von welchem Wein haben Sie am meisten im privaten Weinkeller?
Ich bin ein Barolo-Freak! So stapeln sich bei mir diese Weinkisten vieler Jahrgänge und Produzenten. Für mich ist es ein besonderer Sonntagsspass, mit Freunden mehrere Jahrgänge des gleichen Weins auszuprobieren. Die Finesse und Komplexität dieser Weine beeindrucken mich jedes Mal aufs Neue.

Worüber können Sie herzlich lachen?
Über mich selbst! Zum Beispiel, wenn das Parkfeld für mein Auto wieder einmal zu klein war…

Was wollten Sie als Kind gerne werden?
Mein grösster Wunsch war es, entweder Kapitänin oder Pilotin zu werden. Ich hatte Sehnsucht, ferne Länder zu bereisen und frei zu sein. Wenn schon arbeiten, dann bitte verbunden mit Abenteuern... das war mein Motto!

Was wären Sie ausser dem, was Sie heute sind, gerne geworden?
Edelsteinhändlerin: Die Schönheit der Steine, ihre Vielfalt und die Geschichte die sie uns erzählen, faszinieren mich sehr. Haben Sie sich schon einmal überlegt, dass Sie mit einem Edelstein Millionen von Jahren Erdgeschichte auf sich tragen? Das ist Energie pur!

Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Alle Chancen bestmöglich zu nutzen…

Was geht Ihnen auf die Nerven?
Immer wieder Argumente zu hören, weshalb etwas nicht machbar sei.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Während der Kantonsschule durfte ich in einer Landbeiz servieren. Das war für mich sehr lukrativ: Ein Salär, gutes Trinkgeld und erst noch ein feines Sonntagsmenü. Diese Arbeit machte mir grossen Spass.

Was sind Ihre Hobbies?
Ich finde es spannend, Neues in Nah und Fern zu entdecken. Ich liebe Reisen, aber auch kleine Ausflüge in der Region gehören zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Auch koche, esse und trinke ich gerne und ausgiebig. Anschliessend trabe ich freudig die Kalorien bei ausgedehnten Hunde-spaziergängen wieder ab.

Was macht Sie beim Weinservice unzufrieden?
In vielen Restaurants hat die Bedienung viel zu wenig Ahnung vom Wein: Die Beratung ist mangelhaft. Es fehlt das nötige Wein Know-how, aber noch viel mehr fehlen die Geschichten über den Produzenten oder die Region. Ein guter Sommelier ist etwas Fantastisches - er kann dem Kunden neue Entdeckungen zeigen und näher bringen. Jeder Wirt sollte die Chance nutzen, sein Personal entsprechend zu schulen. Heute ist es in der Gastronomie wichtig, ein Erlebnis zu schaffen - eine gute Geschichte rund um den Wein ist dafür prädestiniert.

Welche Trends sehen Sie im Weingeschmack junger Leute?
Der Geschmack der jungen Leute hat sich nicht wesentlich verändert. Als ich jung war, liebte ich Zinfandel, kräftige Cabernet oder Syrah aus der neuen Welt. Damals waren die Weine mit Frucht und Holz überladen. Wir wollten runde und einfache Weine und genau das suchen die jungen Leute heute noch. Ich sehe das bei meinem Neffen, der mit seinen Freunden bei uns ein- und ausgeht. Ihre Favoriten sind Weine mit Restzucker aus Süditalien oder Südspanien. Es ist wichtig, dass es diese Weine gibt. Sie ermöglichen den Einstieg der Jungen in die Welt der Weine. Irgendwann wird sich auch diese Generation an einem schönen Barolo erfreuen.  

Welche Weingebiete sind die zukünftigen positiven Überraschungen?
Ich glaube, dass China uns in naher Zukunft überraschen wird. Die Chinesen bauen heute schon sehr grosse Mengen Wein an. Sie haben den Ehrgeiz, Qualität zu produzieren, die den europäischen Weinen nicht nachsteht. Das Potenzial dazu haben sie; Terroir, Geld und das nötige Know-how. Es ist eine Frage der Zeit, bis chinesische Weine ganz alltäglich auf unserer Weinkarte stehen werden.

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An dieser Stelle publiziert der Verband Highlights aus der Schweizer Sommelier- und Weinszene.

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