Vreni Kaufmann

Offen für Neues war Beat Hedinger gerade auch in beruflicher Hinsicht. So hat ihn sein Weg nach über zwanzig Jahren in anderen Sektoren 2003 zum Genussthema Wein und dann auch zum Tourismus geführt. Eigentlich zurück zu seinen Wurzeln. So vertritt er jetzt mit viel Engagement und Überzeugung das Schaffhauserland – als Weinland und Tourismusregion. Seine Wurzeln pflegt er in Form des kleinen elterlichen Rebbergs auch heute noch.

 

Interview mit Beat Hedinger
von Nadja Oehrlein und Bruno-Thomas Eltschinger                               

 

Sie sind Geschäftsführer des Branchenverbands Schaffhauser Wein und von Schaffhauserland Tourismus. Was gehört dabei zu Ihren Aufgaben?
Gesamthaft haben unsere beiden Organisationen 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Vorgesetzter ich sein darf. In der Geschäftsstelle bin ich zusammen mit unserem Team für die Finanzen, die übergeordnete Marketingkommunikation, diverse Veranstaltungen, drei Touristoffices und nicht zuletzt auch für das mit 60 Schaffhauser Weinen bestückte Vinorama verantwortlich.

Was liegt Ihnen für Ihre Mitglieder besonders am Herzen?
Dass sie einem gut funktionierenden Verband/Verein angehören und von diesem auf verschiedensten Ebenen profitieren können.

Wieso haben Sie sich für den Verband entschieden?
Für mich war schon immer klar: Gemeinsam sind wir stärker. Wenn wir uns zu einer Gemeinschaft zusammenfinden, kann diese viel mehr bewegen als einige Einzelkämpfer.

Vermissen Sie es, aktiv(er) in Ihrem ursprünglichen Beruf tätig zu sein?
Nein. Vor bald 18 Jahren wechselte ich den Beruf und durfte das Schaffhauser Blauburgunderland als erster Geschäftsführer mitgestalten, aufbauen und die sehr guten Schaffhauser Weine bekannter zu machen. Die Zeit davor war für mich sehr interessant und ich möchte diese keinesfalls missen.

Was sind für Sie die wichtigsten drei Eigenschaften eines Sommeliers?
Immer zuerst das Positive in einem Wein zu suchen. Offen, ehrlich und ohne Vorurteile einen Wein anzusprechen und im Leben immer von einem halbvollen Glas aus zu gehen.

Sind Sommeliers eher Entertainer oder Verkäufer, die Gästen etwas aktiv verkaufen sollen?
Für mich sind sie Berater, Begleiter und Vertrauenspersonen. Sie sollten immer die Freude am Weingeniessen wecken und verstärken können.

Was darf ein Sommelier nie sagen?
Da sind Sie aber mit Ihrem Geschmacksempfinden daneben.

Was ist die schwierigste Aufgabe eines Sommeliers?
Bei einem penetranten Besserwisser die Contenance zu wahren.

Wieviel sollte ein Sommelier in der Schweiz mindestens verdienen?
Sommelier ist ein anspruchsvoller Beruf, der ein entsprechendes Salär verdient, so dass er auch mit einer Familie durchs Leben kommt.

Ist es anstrengend berufshalber immer wieder Wein trinken zu müssen?
Nein, denn Wein ist ein wunderbares Naturprodukt, in dem das Terroir, die Menschen und die Weinmacher der jeweiligen Weinregion gespiegelt werden. Es macht denn auch immer wieder grosse Freude all dem im Wein zu begegnen.

Inwieweit spielt ökologischer Weinbau bzw. Trendthemen wie Naturwein oder Orange-Wein bei Ihren Mitgliedern eine Rolle?
Zurzeit spielen diese Trendthemen in unserer Weinregion noch eine sehr kleine Rolle. Es scheint mir wichtig, dass wir nicht gleich jedem Trend hinterherrennen, sondern uns basierend auf den eigenen Werten gemeinsam und sachlich weiterentwickeln.

Was sollte Ihrer Meinung nach an erster Stelle stehen: zuerst die Weinauswahl und dann ein entsprechendes Gericht dazu zubereiten – oder das Gericht festlegen und dann den Wein dazu auswählen bzw. sich empfehlen lassen?
Hat man Zeit, ist es sehr reizvoll und interessant zuerst den Wein auszulesen und dann dazu das Gericht zusammen zu stellen. Doch bei einem grossen und gepflegten Weinsortiment gibt es fast immer Weine, welche zu den Speisen ausgelesen werden können und diese sehr gut begleiten.

Was ist Ihrer Erfahrung nach den Gästen bei der Weinempfehlung wichtig? Was interessiert sie?
Der Gast schätzt es sehr, wenn er zum ausgelesenen Wein wichtige Grundinformationen erhält und ein Profi seine sensorischen Einschätzungen bekannt gibt.

Was macht Gäste bei Wein unzufrieden?
Billige, unpassende Gläser, falsche Weintemperaturen und unachtsamer Umgang mit dem Wein.

Was ist das Geheimnis eines guten Weines?
Dass ein Wein sein eigenes „Gesicht“ hat und sein Charakter dazu passt. Wichtig ist auch, dass der Wein dem Konsumenten gefällt und nicht nur dem Weinmacher.

Sind Schweizer Weine im Weinhandel gut kalkuliert?
Ich bin davon überzeugt, dass das Preis-Leistungsverhältnis von Schweizer Weinen gut bis sehr gut ist. Grossmehrheitlich sind diese im Weinhandel gut kalkuliert, auch wenn hie und da sehr gute Weine unterpreisig auf den Markt „geworfen“ werden.

Welche Trends sehen Sie im Weingeschmack junger Leute?
Es ist festzustellen, dass Weine für junge Leute eine gewisse Trinkfreudigkeit zeigen sollten. „Geschmeidige“ Weine werden von jüngeren Weinkonsumenten öfter gewählt.

Wer produziert die besten Weingläser und warum?
Für mich ist es wichtig, qualitativ gute Kristallgläser einsetzen zu können, wobei hier auch von bekannten und grossen Firmen recht preiswerte Gläser angeboten werden.

Welche Flasche Schweizer Wein verkaufen Sie sehr gerne?
Bei mir liegt es auf der Hand, dass es vor allem Schaffhauser Weine sind!

Welches sind Ihre Weinfavoriten für Schweizer Weine?
Da ich ein absoluter Fan von Blauburgunderweinen (Pinot Noir) bin, sind diese auch meine Favoriten.

Welcher ist für Sie der beste Schweizer Schaumwein?
Zurzeit ist das der neue Schaumwein „Strada Brut Vin Mousseux AOC Schaffhausen“ der Rimuss u. Strada Wein AG aus Hallau.

Von welchem Wein haben Sie am meisten in Ihrem privaten Weinkeller?
Es sind dies vorwiegend Weine aus dem Schaffhauser Blauburgunderland und der restlichen Schweiz. Der Blauburgunder (Pinot Noir) spielt auch hier eine absolute Hauptrolle.

Welche zwei Weine würden Sie auf die einsame Insel mitnehmen?
Einen schönen, knackigen Riesling-Silvaner und eine schöne Flasche Blauburgunder im Holz ausgebaut.

Welche Winzer sind Ihnen die liebsten?
Diejenigen, die während der Traubenernte und der Weinbereitung im Herbst auch mal „schwarze“ Hände haben. An denen ist ersichtlich, dass der Winzer auch selbst bei der Weinbereitung aktiv mit dabei ist.

Welches ist Ihr persönliches Lieblings-Weinland, ausser der Schweiz, in Europa?
Persönlich finde ich nebst der Schweiz auch Österreich ein sehr interessantes, vielseitiges Weinland.

Was ist Ihr Hobby?
Mit meiner Familie bearbeite ich im Nebenerwerb einen eigenen 70 Aren grossen Rebberg in Wilchingen, mit Sauvignon blanc und Blauburgunder Trauben. Falls ich daneben Zeit finde, trifft man mich beim Wandern in den Bergen oder auf dem Mountainbike in unserer Region.

Welchen Luxus leisten Sie sich gelegentlich?
Zusammen mit meiner Frau hie und da in einem schönen Hotel mit einer grossen Weinkarte und einer gehobenen Küche zu verweilen.

Welcher Versuchung widerstehen Sie nicht?
Einem schönen Glas Wein kann ich nicht widerstehen.

Was bringt Sie auf die Palme?
Respektlosigkeit gegenüber dem Mitmenschen, aber auch gegenüber einem aufgetischten Wein.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Als Jugendlicher putzte ich in meiner Wohngemeinde die Dorfbrunnen. Als „Brunnenputzer“ verdiente ich so mein erstes Geld.

 Beat Hedinger Persönlich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seit vielen Jahren ist «Hotelier» das offizielle Verbandsorgan des Schweizer Sommelierverbandes ASSP-SVS.

An dieser Stelle publiziert der Verband Highlights aus der Schweizer Sommelier- und Weinszene.

Der Sommelierverband Deutschschweiz bevorzugt die Produkte unserer PLATINUM-PARTNER:

elemant selection
Seit 1863

 Feldschlösschen LogoSTUDER Logo

 

 

 

 

 

Sponsoren:

1 Swiss Wine sw