Der beste Sommelier Europas 2017 kommt aus Lettland
Der Lettländer Raimonds Tomsons ist bester Sommelier Europas. Der 36-Jährige wurde zum Sieger eines internationalen Wettbewerbs in Wien gekürt, bei dem 4 Finalisten ihre umfassenden Kenntnisse bei der gastronomischen Getränkeauswahl unter Beweis stellten. Der Lette gewann gegen Kandidaten aus 38 Ländern.
Von Nicole Rutz aus Wien
von links nach rechts:
Julia Scavo (dritter Platz), Piotr Pietras (zweiter Platz), Raimonds Tomsons (Europameister) , David Biraud (dritter Platz)
Tomsons, der im Restaurant "Vincents" in Riga Wein kredenzt, sei "schnell und charmant", sagte Jury-Präsident Gérard Basset. «Man möchte gern von ihm bedient werden» Tomsons Einsatz sei von "müheloser Schönheit" gewesen. Wie ein "Schlittschuhläufer" habe er serviert, schwärmte Basset. Der 36-Jährige wurde in Wien bei einem internationalen Wettbewerb mit dem Titel «Bester Sommelier Europas» ausgezeichnet.
Die erste Aufgabe, welche die vier gleichzeitig zu bewältigen hatten: Eine Magnum Champagner unter Zeitdruck so auf 18 Gläser aufzuteilen, dass überall möglichst gleich viel drin ist - nachschenken verboten. Anschliessend sollten sie die Auswahl eines Sake als Apéritif begründen. Ausserdem: einem Gästetrio eine Spontan-Weinbegleitung zu einem bestehenden Menü mit Ceviche, Lammtajine und Apfelstrudel mit Zimteis vorzuschlagen, wobei jeder Wein aus einem anderen Land kommen musste. Auch hier: Zeitdruck, fünf Minuten. Weitere Aufgaben waren, blind einen italienischen Wein aus einer Auswahl herauszuschmecken und binnen drei Minuten die Charakteristika eines Calvados zu benennen, bevor sie anhand von Fotos Weingüter und Winzer identifizieren mussten.
Platz zwei belegte Piotr Pietras aus Polen. Die Rumänin Julia Scavo und David Biraud aus Frankreich erreichten den dritten Platz. Der «Concours ASI du Meilleur Sommelier d’Europe» wird alle drei Jahre ausgetragen und von der Association de la Sommellerie Internationale (ASI) organisiert. Der Schweizer Sommelierverband ASSP/SVS delegierte Fabio Masi an den Wettbewerb, welcher es bis ins Semifinale schaffte und in der Gesamtwertung den ausgezeichneten neunten Platz belegt. Er ist Restaurantdirektor und Chefsommelier im Fünfsternehotel Four Seasons des Berges in Genf. Die österreichische Hoffnung Suvad Zlatic ist ebenso wie sein deutscher Kollege Torsten Junker bereits am ersten Tag ausgeschieden. In der Endwertung belegten sie die Plätze 17 und 20. Für die Zukunft werden den Skandinaviern, dem Russen Aleksandr Rassadkin und Aris Sklavenitis aus Griechenland grosse Chancen vorausgesagt.
Das Interview mit Raimonds Tomsons, der 2016 der 7-beste Sommelier der Welt war:
Wo arbeiten Sie zurzeit und in welcher Stellung?
Im Restaurant Vicents in Riga als Sommelier, wo ich mit meinem Chef Martins Ritins arbeite und sehr viel gelernt habe. Ich erteile auch Trainings für Jungsommeliers und bin neben meiner Tätigkeit als Weinberater Ambassador für Prike Latvia.
Welche Eigenschaften sind besonders wichtig um ein erfolgreicher Sommelier zu sein?
Eine der Hauptvoraussetzungen ist sicher ein gutes Grundwissen ich suche und erfrage immer viele Informationen von Weinproduzenten und besuche viele Degustationen.
Haben Sie ein Vorbild aus der Welt des Weines?
Meine Vorbilder sind Andreas Larson (bester Sommelier der Welt 2007) und Arvid Rosengren (bester Sommelier der Welt 2016)
Welcher Sommelierkollege hat ihnen von den internationalen Kandidaten am meisten imponiert?
Piotr Pietras aus Polen.
Welcher Kollege wird aus Ihrer Sicht nächstes Mal ganz oben stehen?
Aleksandr Rassadkin aus Russland und Aris Sklavenitis von Griechenland
Welches Land hat zurzeit das grösste Sommelier-Talent?
Dies ist sehr schwierig zu sagen, es ist nach meiner Meinung kein Land zu benennen, sondern eine Region. Ich denke, dass die Skandinavier ganz vorne liegen, da sie eine gute Vorbereitung mit intensivem Training erhalten.
Welcher Österreichsche Wein hat Sie begeistert‘?
Bei den Weissen sind es Weine aus der Traubensorte Rotgipfler und Zierfandler aus der Thermenregion. Bei den Roten sind es Weine ebenfalls aus der Thermenregion aus der Traubensorte St. Laurent.
Was würden Sie am Wettbewerb ändern, oder anpassen?
Nicht viel. Es war alles sehr gut organisiert von der ASI wie auch von Annemarie Feudl und der Sommelier Union aus Österreich. Wichtig für mich ist, dass wirklich der Beste gewinnt, was jedoch nicht heisst, dass nicht der „Beste“ gewonnen hat (dies hat er mit sehr viel Charme erwähnt und meint damit dass es kein Vitamin „B“ geben sollte).
Welches war die skurrilste Frage im Wettbewerb?
Die Final-Frage über die Herstellung und den Geschmack von Sake, da man fast keine Beziehung zu diesem Reisbranntwein aus Japan hat. Im Viertelfinal mussten wir Innerhalb von 2 Minuten zwei Weissweine servieren und beschreiben, wegen dieser sehr kurzen Zeit war dies eine sehr schwierige Aufgabe.
Waren die Fragen eher akademisch oder praktisch?
Beides, am Anfang eher akademisch, in der weiteren Prüfung eher praktisch.
Wie könnte man den Wettbewerb überraschender, spannender gestalten?
Es war eigentlich schon alles sehr spannend und überraschend. Vor allem das es 4 Finalisten gab von welchem zwei auf dem 3. Platz landeten. Es war alles sehr komfortabel, mit der ganzen Gestaltung auch mit den Ausflügen und den Degustationen, die einen Austausch mit den Winzern ermöglichten.
Welchen Teil des Wettbewerbs fanden Sie überflüssig?
Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten. Die Wartezeiten waren etwas lang. Aber wir hatten ein Jacuzzi und es war sehr gemütlich. Unter uns Kandidaten herrschte eine familiäre Stimmung.
Warum lohnt es sich am Wettbewerb teilzunehmen?
Für einen selbst, für das Image, für die Familie und für das Land.
Unterstützt Sie Ihr Arbeitgeber finanziell oder Zeitlich an der Teilnahme des Wettbewerbs?
Teils, teils, er ist sehr flexibel, wenn ich Zeit brauche kann ich freimachen. Auch für die Weinakademie in Rust habe ich die Zeit die nötig war bekommen. Herzlichen Dank hier nochmals an meinen Chef (Raimond hat sich direkt beim Sieg bei Seinem Chef, und seiner Familie bedankt)
Hat sich der Einsatz auch finanziell im Beruf gelohnt?
Wir werden sehen… Auf jeden Fall gibt so einen Titel die perfekte Motivation.
Was sind Ihre nächsten beruflichen Ziele?
Ich möchte junge Berufsleute trainieren, mich für die Weltmeisterschaften vorbereiten und nicht aufhören zu lernen.
Wie haben Sie sich für diesen Wettbewerb vorbereitet und wie viel Zeit haben Sie dafür investiert?
Das ist Schwierig zu sagen. Man hat schon einen strikten Plan wann man was lernt, um zum Beispiel über Deutschland zu lernen plante ich eine Woche ein. Es ist jedoch sehr unterschiedlich. Das Degustieren und den Gaumen trainiert man jeden Tag.
Was nehmen Sie für die Zukunft aus dem Wettbewerb mit?
Eine sehr grosse und gesteigerte Motivation. Ich möchte noch besser werden für die Weltmeisterschaft und ich möchte junge Leute fördern.
Welche Schweizer Weine und von wem finden wir auf Ihrer Weinkarte?
Keine, da der Markt in Lettland für Schweizer Weine noch nicht vorhanden ist. Ich überlege mir jedoch Schweizer Weine aus der aus der Chasselas Traube, die ich besonders mag, auf die Karte zu nehmen.
Das Interview mit Fabio Masi, unserem Schweizer Teilnehmer, der den bemerkenswerten 9. Platz erreichte:
Wo arbeiten Sie zurzeit und in welcher Stellung?
Im Four Season Hotel in Genf Restaurant Manager und Chef-Sommelier
Welche Eigenschaften sind besonders wichtig um ein erfolgreicher Sommelier zu sein?
Wein sollte eine Passion sein. Man muss immer Energie für Wein und Degustationen haben.
Haben Sie ein Vorbild aus der Welt des Weines?
Meine Vorbilder sind Giseppe Vaccarni, Enaro Bernardo und Paolo Basso
Welcher Sommelierkollege hat ihnen von den internationalen Kandidaten am meisten imponiert?
Raimonds Tomsons, der hat alles mit solch einer Leichtigkeit gemacht, das war wirklich sehr schön ihn sehen, das hat mir wirklich sehr imponiert.
Welcher Kollege wird aus Ihrer Sicht nächstes Mal ganz oben stehen?
Aleksandr Rassadkin aus Russland und der Gewinner aus Lettland, Raimonds Tomsons
Welches Land hat zurzeit das grösste Sommelier-Talent?
Lettland, Frankreich und Rumänien
Welcher Österreichsche Wein hat Sie begeistert?
Die Weine von Bründlmayer
Hat der Richtige gewonnen?
Ja, Raimonds Tomsons ist der Richtige
Was würden Sie am Wettbewerb ändern, oder anpassen?
Nichts, es ist alles auf einem sehr hohen Niveau, was ja auch so sein soll bei einer Europameisterschaft.
Welches war die skurrilste Frage im Wettbewerb?
Es gab viele, sehr schwierige wie auch skurrile Fragen, es ist schwierig daraus eine auszuwählen. Jedoch die Frage über Earl Grey Tea war sehr speziell...
Waren die Fragen eher akademisch oder praktisch?
Eher akademisch und technologisch
Wie könnte man den Wettbewerb überraschender, spannender gestalten?
Es sollte mehr Life-Streaming statt finden. Schon früher im Wettbewerb Zuschauer zulassen, damit das Publikum etwas sehen und teilhaben kann, nicht erst beim Final.
Welchen Teil des Wettbewerbs fanden Sie überflüssig?
Nichts, war alles wichtig.
Warum lohnt es sich am Wettbewerb teilzunehmen?
Für einen selbst, es eröffnet sich die Möglichkeit mehr über Wein dazu zu lernen und das eigene Niveau, Level zu erhöhen.
Unterstützt Sie Ihr Arbeitgeber finanziell oder zeitlich an der Teilnahme des Wettbewerbs?
Ich geniesse sehr grosse Unterstützung des Four Season Hotel in Genf, sie helfen mir wo nur möglich.
Hat sich der Einsatz auch finanziell im Beruf gelohnt?
Sicher hat er sich sehr gelohnt, vor allem für den Verkauf von Weinen.
Was sind Ihre nächsten beruflichen Ziele?
In zwei Jahren bei der Weltmeisterschaft anzutreten.
Wie haben Sie sich für diesen Wettbewerb vorbereitet und wie viel Zeit haben Sie dafür investiert?
Ich habe das letzte Jahr täglich 3-4 Stunden investiert.
Was nehmen Sie für die Zukunft aus dem Wettbewerb mit?
Etwas mehr Selbstvertrauen vermute und hoffe ich jedenfalls...
Wie zufrieden sind Sie mit dem 9. Platz?
Mein Ziel war eigentlich in den Final zu kommen. Jedoch hat mich Piero Tenca aufgemuntert. Man muss zuerst unter die besten 10 Sommeliers von Europa kommen. Doch im Allgemeinen bin ich zufrieden, weiss worauf ich nächstes Mal besser achten muss und werde noch mehr lernen.