Wein aus der Algarve ­ die neue Entdeckung – mit Weinpionier Sir Cliff Richard
Von Bruno-Thomas Eltschinger

 

Immer häufiger erfüllen sich prominente Geniesser den Traum vom eigenen Weinberg. Für «Hotelier» habe ich Sänger und Winzer Cliff Richard an der Algarve besucht. Jemand, der mehr Platten verkauft hat als Elvis, die Beatles, Madonna und Michael Jackson und 1995 von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben wurde, ist ein Glücksfall für die Winzer der Algarve. In den 1950er Jahren wurde Sir Cliff als "britische Antwort auf Elvis Presley" gefeiert und beim Eurovision Song Contest landete er zweimal auf Platz zwei. Der Grammy-Gewinner gehört seit langem zu einer wachsenden Gruppe von Celebrities mit eigenem Weingut. Wein und Musik scheinen sich hervorragend zu ergänzen. Sänger Sting in der Toskana, Schauspieler Gérard Depardieu an der Loire, Dirigent Justus Franz auf Gran Canaria und Madonna am Lake Michigan. Die Italienerin Ornella Muti hat ein Gut im Piemont, der US-Regisseur Francis Ford Coppola zwei im Napa Valley. Ed Sheeran hat ein Weingut in Umbrien erworben und auch Andrea Bocelli oder Bob Dylan in Ancona besitzen eigene Weingüter.

Adega do Cantor ÜbersichtSo wurden die Augenbrauen erhoben, als Sir Cliff auf seiner Farm «Quinta do Moinho» in Guia in Portugal, nur einen Steinwurf vom beliebten Ferienort Albufeira entfernt, ein Weingut mit Namen „Adega do Cantor“ (Keller des Sängers) anlegte. Auf Kalksteinboden pflanzt der „Winzer aus Leidenschaft“ dort seine Reben an. Es überrascht nicht, dass seine treffend benannten Weine «Vida Nova» (neues Leben) und «Onda Nova» (Neue Welle), die in Zusammenarbeit mit der Familie Birch entstanden sind, zu Vorreitern der aufstrebenden Qualitätsweinszene der Algarve wurden. Ein Cliff-Richard-Wein muss der Friseurin aus Birmingham schmecken und für das Damenkränzchen in Newcastle erschwinglich sein. Schon bald tröpfelte es Gold-, Silber- und Bronzemedaillen bei internationalen Weinwettbewerben. „Die Weinberge haben meiner Farm, aber auch dem Weinbau an der Algarve neues Leben eingehaucht“, sagt er stolz. „Als wir anfingen, gab es gerade mal drei Winzer hier. Heute sind es 30!“

Seine Farm hat er 1993 samt Hühnern, Bauern, Olivenhainen und Feigenbäumen übernommen. Inzwischen steht eine Boutique-Weinkellerei dort, mit 25 Hektar sauber aneinandergereihten Rebstöcken, die aus ziegelrotem Boden sonnenhungrig dem azurblauen portugiesischen Himmel entgegenspriessen. Vom Atlantik am Horizont weht eine kühle Brise und kitzelt die herzförmigen Blätter von Syrah, Aragonês, Alicante Bouschet und Verdelho. „Von meiner Küchenterrasse aus kann ich den Trauben beim Wachsen zuhören“, erzählt mir Sir Cliff Richard. Er redet gern, ist gutgelaunt, sehr konzentriert und unkompliziert. Die Algarve, ein gewellter Küstenstrich, gesäumt von einer atemberaubend schönen Felsen- wie Sandküste, durchsetzt von mäandernden Tälern und Hügeln, Bergen gar, voll faszinierender Schönheit, welche Seele und Herz rundherum anspricht. Mit Feigenbäumen und Schirmpinien, Zitronen, Orangen, Mandeln, Korkeichen, Mimosen, alles blüht ­ und wie! Nur wer diese Provinz in ihren stillen Ecken und Nischen kennt, kann sich als Kenner der sonnigen Algarve bezeichnen.

P10503121997 pflanzte der Hobbywinzer, der seit über vierzig Jahren an die Algarve kommt, auf seinem 8,5 Hektar grossen Anwesen Quinta do Moinho die ersten Reben. Nach dem Motto "keine Güte im Weingut, keine Güte im Wein", hat er den Boden vier Jahre lang in Ruhe gelassen, damit er sich von unterschiedlichem Anbau erholt. Die Voraussetzungen sind gut: Kalkstein speichert die Sonne des Südens, bei der beständigen Seebrise bleibt die Wärme moderat und die Nächte sind kühl. Obwohl Adega do Cantor die zweitgrösste Produktion der Algarve hat, bleibt sie mit 150 Tonnen Traubengut klein. «Wir haben mit einer sehr kleinen Menge Rosé begonnen - 4000 Flaschen im Jahr. Jetzt sind es 18.000», erzählt er. Am besten verkauft sich allerdings der Rote, insgesamt werden etwa 110’000 Flaschen abgefüllt. «Bei der Produktion verwenden wir sehr softe Methoden und nur die unbedingt notwendige Pflanzenschutzmenge», betont er. Die Trauben werden per Hand gelesen - da macht auch Sir Cliff mit, wenn er gerade im Land ist. Danach keltern wir sie so sanft wie möglich mit einer modernen Presse.

Weil die Sonne auch den Charakter der hiesigen Weine bestimmt, haben die roten ein samtiges Geschmacksprofil, sind fruchtig und gefallen mit blumigen Akzenten. Die meisten sind als Vinho Regional zugelassen, weil das eine höhere Auswahl an Rebsorten zulässt. Dabei haben sich Touriga Nacional, Aragonez, Cabernet Sauvignon und Syrah sowie Merlot besonders gut bewährt. Bei enger reguliertem DOC-Erzeugniss sind nur die Sorten Castelão, Negra Mole und Trincadeira erlaubt. Die Bodenbeschaffenheit an zahlreichen Stellen der Algarve ist dank ausreichend Kalk und vielen Mineralien geradezu ideal. Bei den weissen Weinen ist die knackige Verdelho-Traube der Hit. Eine wahre Renaissance erleben Rosé-Weine. Portugals bester Rosé (so das grösste Weinmagazin des Landes) kommt nicht vom Douro, nicht vom Alentejo ­ er kommt aus der Algarve».

P1050297 2Ich habe Sir Cliff gefragt, was er dem Erfolg seiner Weine zuschreibt. Wie die Musikindustrie sagt er, das Geheimnis sei, "sich mit Leuten zu umgeben, die wissen, was sie tun", in diesem Fall der australische Winzer David Baverstock. Im Bewusstsein, dass eine Lockerung der regionalen Weingesetze bedeutete, dass besser bekannte internationale Rebsorten gepflanzt werden konnten, war Baverstock davon überzeugt, dass Sir Cliffs Farm, wo damals Feigen gepflanzt wurden, die Voraussetzungen hatte, um guten Wein zu machen. Obwohl die Algarve, Portugals südlichste Region, heiss und trocken ist, werden die Reben von Quinta do Moinho durch die kühlen Meeresbrisen und kühle Nächte erfrischt, was das Risiko einer Überbeanspruchung der Reben verringert. Auf der anderen Seite begrenzen schlechte, gut durchlässige kalkhaltige Lehmböden den Wasserhaushalt und schaffen gerade genug Stress, um die Früchte zu konzentrieren. Baverstock Ruf von führenden portugiesischen Weingütern Quinta do Crasto und Herdade Do Esporão im Douro und Alentejo bewirkte, dass Sir Cliff den Sprung gewagt hat, warme Klimasorten wie Syrah, Aragonês (Tempranillo), Trincadeira und Mourvèdre anzupflanzen und diese ebenfalls in Guia zu pflanzen. Die Weine der Algarve haben die frische, kühle Meeresbrise in ihren Adern.

 

Interview mit Cliff Richard

Kennen Sie einen Schweizer Wein?
C.R. Nein, eigentlich habe ich nicht gehört, dass in der Schweiz Wein produziert wird. Haben sie dort genug Sonne?
BTE: Ja wir haben, besonders im Süden viel Sonne.

Warum sind Sie Weinbauer geworden?
Ich habe mein Weingut gekauft, nachdem ich mich im Norden und Süden Portugals umgesehen habe. Ich wollte eine Farm kaufen, deren Produkte ich wieder verkaufen kann. Ich habe der Besitzer gefragt was soll ich pflanzen? Er sagte Feigen, die kann ich im Norden von Portugal oder in Spanien verkaufen. Dann habe ich Feigen gepflanzt. Zwei Jahre später habe ich  David Baverstock, ein australischer Weinmaker aus Adelaide getroffen. Er ist nach Portugal gekommen, um die Portwein Herstellung zu studieren und wollte etwas Neues starten. Er hat mich gefragt warum wir keine Reben an der Algarve haben?  Die Weine der Algarve waren nicht gut, vorwiegend süssliche Massenweine für Touristen, die oft Kopfweh verursachten. Als wir die Winery starteten, waren wir fast die einzigen Winzer hier. Die meisten Weine kamen damals von Genossenschaften und Cooperativen. Heute sind über 30 Winzer hier tätig. Wir waren sozusagen Pioniere, machten gute Wene, bekamen die ersten Auszeichnungen. Wir haben die Weine der Algarve bekannt gemacht. Deshalb auch der Name unseres Weines «Vida Nova» - das heisst «Neues Leben» und ist passend. Bis 2002 haben wir unsere Weine im Alentejo gekeltert. Ab 2004 machen wir unsere Weine in der eigenen Weinkellerei, welche damas die modernste war an der Algarve und der ganzen Region.

Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Ich mag Leute, welche unsere Welt in eine gute Richtung lenken möchten. Zum Beispiel Barack Obama, Mutter Theresa, Billy Graham.

Haben Sie ein Lebensmotto?
Eigentlich kein Motto sondern eine Lebenseinstellung. Mein Vater hat am Anfang gesagt, wenn ich Sänger werden möchte, solle ich das tun. Wenn man etwas wirklich will, soll man es unbedingt zu 100% tun.

Kennen Sie einen Sommelier, den Sie schätzen?
Namentlich kenne ich keine aber ich schätze ihre Arbeit in Restaurants und finde ihre Empfehlungen sehr hilfreich.

Was ist für Sie die wichtigste Aufgabe eines Sommeliers?
Zuerst finde ich wichtig dass sie gastfreundlich und zuvorkommend sind. Das zweitwichtigste ist, dass sie Fachkentnisse haben. Sie wissen über Wein Bescheid, sie kennen die Weine. Viele Gäste haben keine Weinkentnisse und vom Sommelier können sie Empfehlungen haben, welcher Wein zu ihrem Essen passt. Sie sollten auch den Geschmack der Gäste für Wein fühlen, und dementsprechend mit richtigen Empfehlungen behilflich sein.

Was ist Ihre Lieblingsessen?
Ich bin in Indien geboren, so ist mein Lieblingsessen die Indische Küche. Ich esse nicht immer indisch, aber jede 2-3 Woche gehe ich in Restaurants mit Curry Gerichten. Ich mag Curry Reis oder Gemüse mit Curry. Wir haben hier an der Algarve hervorragende Curry-Restaurants.

Lieblingsgetränk?
Ich mag Coctails aber allgemein drinke ich Wein. Vorwiegend meine Weine. Ich nehme sie auch nach Barbados, wo ich den Winter verbringe und nach England mit. Wir haben frische Weissweine, Roséweine, Schaumweine und natürlich Rotweine. Ich liebe sie und sie passen zu jeder Gelegenheit. Unsere günstige Linie ist auch von sehr guter Qualität und ich trinke von allen.

Haben sie einTraum?
Alle meine Träume sind wahr geworden. Als ich 15 Jahre alt war, habe ich davon geträumt ein Sänger zu werden. Mit 16 habe ich das Gefühl gehabt, dass es mir nie gelingen würde, mit 17 habe ich meinen Traum verwirklicht. Natürlich habe ich Träume oder Hoffnungen wenn ich eine neue CD rausbringe oder vor einem Konzert, dass es dem Publikum gefällt. Mein jetziger Traum ist, dass ich so weitermachen kann. Ich gebe nächstens wieder Konzerte, so lebe ich meinen Traum weiter.

Warum diese unglaublich lange Karriere?
Es ist wahr, ich habe nie gedacht dass ich in dieser Business 60 Jahre überleben würde. Eine sehr grosse Stütze waren und sind meine Fans. Ihnen verdanke ich, dass ich alles erreicht habe. Und es war und ist ein unvorstelbarer Wettbewerb. Wenn ich an all die fantastischen Künstler  denke wie die Beatles, Elvis Presley, Elton John, Michael Jackson stelle ich fest, dass ich immer noch hier bin. Ich weiss es nicht und verstehe nicht warum, aber es ist so.

Bei was haben Sie ein schlechtes Gewissen?
Niemand ist schuldig oder hat Fehler gemacht ,aber manchmal habe ich dass Gefühl von Hilflosigkeit. Wir sehen und spüren die Problemen und die Armut unserer Welt, aber wir sind nicht in der Lage, die Missstände auszurotten. Wir probieren persönlich oder gemeinsam etwas zu unternehmen und helfen, aber es löst leider nicht die Probleme.

Was würden Sie gerne ungeschehen machen?
Ich würde Hass und Terrorismus stoppen. Alle träumen von Frieden aber das zu erreichen ist fast unmöglich.

Welchen Schaumwein trinken Sie?
Ich mag Champagner. Mein Favorit ist die Marke Red Label von Lanson. Wir produzieren auch auf unserem Weingut Schaumwein mit der Methode Champanoise.

Waren Sie jemals betrunken und bei welcher Gelegenheit?
Oh ja, meistens als ich jung war. Es war nicht schwer sich zu betrinken. Auf Parties hat man immer nur ein wenig Champagner in Glas, aber es wird immer wieder nachgeschenkt. Es ist schwer die Kontrolle zu behalten.

Bitte beschrieben Sie uns Ihren eigenen Lieblingswein von hier
Ich mag Alicante Bouschet, eine Neuzüchtung von Grenache und Petit Bouschet. Eine spezielle Rebsorte, wenn man die Traubenbeeren zerdrückt ist der Saft rot. Es ist nicht ein Easy Drinking Wein wie Syrah. Wenn man in Gesellschaft ist und weiss nicht welchen Wein zu bestellen ist Syrah immer eine gute Lösung weil Syrah-Weine weiche, warme, leicht zu trinkende Weine sind. Alicante Bouchet ist viel komplizierter. Ich mag nicht wenn man beim Wein degustieren verschiedene Blumen, Früchte, Gemüse oder Gewürze schmeckt. Der eine ist besser, der andere weniger gut, den einen mag ich, den anderen vielleicht nicht. Bei mir schmeckt Wein aber immer nach Wein.

Seit vielen Jahren ist «Hotelier» das offizielle Verbandsorgan des Schweizer Sommelierverbandes ASSP-SVS.

An dieser Stelle publiziert der Verband Highlights aus der Schweizer Sommelier- und Weinszene.

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