Andrea Vogt

Andrea Vogt liebt die Gastronomie, aber nicht nur. Neben Ihrer Ausbildung zur Köchin und Restaurationsfachkraft und Ihrer Tätigkeit in ganz verschiedenen Restaurants, war sie immer wieder in sozialen Einrichtungen tätig. Wissensdurstig und neugierig war es ihr immer wichtig, sich weiter zu bilden – mit Weinkursen, einer Barista-Ausbildung oder auch als Pflegehelferin. Als Gastgeberin im Restaurant Dampfschiff hat sie heute einmal mehr eine ungewöhnliche Wirkungsstätte ausgesucht.

 

Interview mit Andrea Vogt
von Nadja Oehrlein und Bruno-Thomas Eltschinger                              

Restaurant Dampfschiff – Ein ungewöhnliches Konzept, das genau zu Ihnen passt?
Ja, das passt. Nachhaltig – ganzheitlich – regional, konsequent durch unser gesamtes Angebot. Die Lage des Restaurant Dampfschiff im ehemaligen historischen „schönen Haus“, einem Biedermeier Bau, direkt am Aarequai in Thun ist einmalig. Eine junge Crew mit verschiedenen Facetten und ein äussert sozialkompetenter Arbeitgeber bilden ein motiviertes und aufgestelltes Team zum Wohle der Gäste.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Was gehört zu Ihren Aufgaben?
Als Gastgeberin schaue ich, dass das Dampfschiff dampft und wo «Not an Frau» ist, springe ich ein, in der Küche oder im Service.

Ihre Sommelierausbildung – ein Gewinn für Sie wie für Ihr Arbeitsumfeld?
Ich habe damals die Sommelierausbildung für mich persönlich gemacht, da ich wissensdurstig war. Heute bringt sie mich weiter durch mein gelerntes Wissen.

Was sind für Sie die wichtigsten drei Eigenschaften eines Sommeliers?
Freundlichkeit, Fachwissen, Bescheidenheit

Sind Sommeliers eher Entertainer oder Verkäufer, die Gästen etwas «andrehen» sollen?
Weder noch. Der Sommelier soll dem Gast einen schönen und unvergesslichen Besuch bescheren.

Warum soll Sommelier ein Trendberuf sein?
Für mich kann es kein Trendberuf sein. Nicht jede/jeder hat die Fähigkeit dazu. Entweder hat man die Weinpassion in sich oder nicht.

Was darf ein Sommelier nie sagen?
Er darf alles sagen. Der Ton macht die Musik und der Sommelier will dem Gast ja nur das Beste bieten.

Was ist die schwierigste Aufgabe eines Sommeliers?
Einen aufgeräumten Weinkeller und den Überblick zu haben.

Wieviel sollte ein Sommelier in der Schweiz mindestens verdienen?
Dem Haus und der Position entsprechend.

Welches war das prägendste Erlebnis in Ihrer Laufbahn als Sommelier?
Als Jungsommelier von älteren Gästen akzeptiert zu werden.

Welchen heutigen Sommelier bewundern Sie?
Jede Fachperson mit einem ausgeprägten Fachwissen.

Welchen Sommelier in der Geschichte werden Sie nie vergessen?
Den Sommelier, der uns vor Jahren in einem renommierten Hotel in Zermatt bedient hat.

Wie gross ist der Weinkeller, den Sie betreuen?
Es sind ca. 70 verschiedene biologische oder biodynamische Weine aus der Schweiz und den nahe gelegenen Weinregionen Europas.

Ist es anstrengend berufshalber immer Wein trinken zu müssen?
Nicht müssen, wir dürfen.

Spielt ökologischer Weinbau bei Ihren Gästen eine grosse Rolle?
Ja immer mehr.

Wie verkaufen Sie Naturwein oder Orange-Wein Ihren Gästen?
Sehr gut. Unsere Weinkarte besteht aus vielen verschiedenen Positionen und sie passen zu unserem Gesamtkonzept: Nachhaltig – ganzheitlich – Regional

Welche Rolle spielen Parker-Punkte für Ihren Weinkeller und Ihre Gäste?
Keine. Wir legen hohen Wert auf einen direkten Bezug zu unseren Winzerinnen und Winzern. Die Gäste wollen wissen, wie die Trauben in die Flasche kommen. Sie wollen Kenntnis über den Rebberg und die Produktion. Wenn wir von einem Weingut überzeugt sind, wollen wir ein ganzheitliches Angebot anbieten.

Nach welchen Kriterien empfehlen Sie Ihren Gästen den passenden Wein zur Speise?
Nach den bestellten Speisen, Vorliebe der Gäste und unserer Weinauswahl.

Was sollte Ihrer Meinung nach an erster Stelle stehen: zuerst die Weinauswahl und dann ein entsprechendes Gericht dazu zubereiten – oder das Gericht festlegen und dann den Wein dazu auswählen bzw. sich empfehlen lassen?
Aus der Sicht des Sommeliers zuerst der Wein. Wenn ich aber in der Küche stehe, muss sich den Wein der Speise anpassen.

Welche Fragen werden von Ihren Gästen meistens gestellt?
Wir brauchen Ihre Hilfe. Ihre Weinkarte ist interessant, wir kennen keinen Wein.

Was macht Gäste bei Wein unzufrieden?
Eine falsche Weinempfehlung und eine, die nicht die Erwartung des Gastes erfüllt.

Was ist das Geheimnis eines guten Weines?
Der Wein erzählt eine Geschichte.

Was ist für Sie ein preiswerter Wein?
Wenn der Wein seinen Preis wert ist.

Welche Flasche Schweizer Wein verkaufen Sie sehr gerne?
Von Winzerinnen und Winzern, zu denen ich eine emotionale Verbindung habe.

Welches sind Ihre Weinfavoriten für Schweizer Weine?
Authentische Weine mit Charakter aus naturschonendem Anbau.

Welcher ist für Sie der beste Schweizer Schaumwein?
Steffisburger Schaumwein Rosé Brut von Andreas Lanz. Die Regenttrauben stammen aus naturnahem, biodynamischem Weinbau, der Schaumwein wird nach traditioneller Methode in Flaschengärung hergestellt.

Welche Trends sehen Sie im Weingeschmack junger Leute?
Spritzig – leichte Weissweine mit Fruchtaromen und fruchtig, süsse Rotweine. Auch Natur- und Orangeweine liegen im Trend.

Welche Weingebiete oder Regionen sind die zukünftigen positiven Überraschungen?
Neben der Schweiz wird England durch den Klimawandel ein Thema werden, Zudem profitieren die osteuropäischen Weinländer von ihrem Handwerk.

Bei welchen Weinregionen wird das Interesse abnehmen?
Bei den Ländern der Neuen Welt (Nachhaltigkeit).

Nennen Sie eine Weinregion, die im nächsten Jahr besonders erfolgreich sein wird und warum?
Österreich, da Natur- und Orangeweine schon länger ein grosses Thema sind.

Wer produziert die besten Weingläser und warum?
Nicht die Marke ist relevant, sondern die Qualität und das Trinkerlebnis.

Von welchem Wein haben Sie am meisten in Ihrem privaten Weinkeller?
Von den süffigen, spritzigen und charaktervollen Schweizer Weinen, die mir eine Geschichte erzählen.

Welche zwei Weine würden Sie auf die einsame Insel mitnehmen?
Auf die einsame Insel …. braucht es da überhaupt Wein? Wenn dann den „Solaris“ und „Aroma der Landschaft“.

Welche Winzer sind Ihnen die liebsten und warum?
Diejenigen, die noch selbst Hand anlegen und ihrem Wein eine eigene Geschichte geben.

Welches ist Ihr persönliches Lieblings-Weinland, ausser der Schweiz, in Europa?
Ich bevorzuge Schweizer Wein, da die Nachhaltigkeit bei mir grossgeschrieben wird.

Wieviel kostete der teuerste Wein, den Sie jemals bestellten? Wie heisst er?
Ich wurde einmal spontan an einem Dienstag von einem Gast zu einem Glas „Vega Sicilia Unico 1983“, (CHF 590) und Vega „Sicilia Unico 1991-94-95“, (CHF 550) eingeladen.

Was ist Ihr Hobby?
Wein entdecken und geniessen, Kochtöpfe in Schwung bringen und schlemmen, basteln, Handwerken, lesen und mit dem Zug reisen.

Ihre Lieblingsmusik?
Mundart, die mich zum Lächeln bringt.

Ihr Lieblingsessen?
Mamas Kochkünste, vor allem ihr Chnöpfli-Auflauf

Mit welcher Persönlichkeit auf der Welt würden Sie eine Flasche Petrus trinken?
Mit meiner Familie

Was wollten Sie als Kind gerne werden?
Pantomime-Clown im Zirkus Monti

Was wären Sie ausser dem, was Sie heute sind, gerne geworden?
Da ich drei Berufslehren absolviert habe, stehe ich da, wo ich bin.

Was ist Ihr Lebensmotto?
Sich selbst sein. Bodenständigkeit und seine Wurzeln nicht vergessen.

Haben Sie einen grossen Traum?
Eine Tournée mit dem Cirkus Monti erleben. Mich faszinierte schon als kleines Mädchen die Zirkuswelt. Als Familie reisten wir einmal im Ferienwagen mit. Dadurch hatte ich die Gelegenheit, einen Sommerkurs an der Scuola Teatro Dimitri in Verscio zu besuchen.

Was halten Sie für Ihren grössten Vorzug bzw. Ihren grössten Fehler?
Auf mich kann man sich verlassen – bei Ungerechtigkeit schnappe ich ein.

Was halten Sie für Ihre grösste Tugend, was für Ihr grösstes Laster?
Bodenständigkeit – Zeitmanagement

Welchen Luxus leisten Sie sich gelegentlich?
Ich besuche die Wohlfühloase der Naturkosmetik.

Welcher Versuchung widerstehen Sie nicht?
Einem guten Stück Erizer Alpkäse

Was bringt Sie auf die Palme?
Wasserflecken auf meinem Naturholztisch.

Welches Kompliment hören Sie am liebsten?
„Geh jetzt nach Hause und geniesse deine Zeit“.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Ich hatte zwei Wochenplätze während meiner Schulzeit. Der eine war Rasen mähen bei meinen Grosseltern und der zweite war vier Kinder zu hüten auf Schloss Oberdiessbach.

Sie gewinnen eine Million Franken, was würden Sie damit tun?
Das Geld bei der Bank aufbewahren und eine Flasche …. kaufen.

Was schätzen Sie am Schweizer Sommelierverband besonders?
Die Förderung der jungen Berufsleute, das Kursangebot, so wie der Austausch bei den regelmässigen Treffen unter Berufskollegen.

Maria Lutz Burri so oder so

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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