Gabriella Brasson

Gabriella Brasson lebt ihre Leidenschaft für Wein seit 20 Jahren in der Vinothek Santé in Zürich – in der Weinberatung wie im Einkauf. Um beides auf ein professionelles Funda­ment zu bauen, hat sie die Weiterbildung zur «Weinfachfrau mit Zertifikat SFS/ASSP» an der Sommelierfachschule absolviert. Beim Portfolio der Vinothek muss für sie beim Wein das Preis-Genuss-­Verhältnis stimmen. Aufgrund ihrer italienischen Wurzeln liegen ihr die Weine Italiens besonders am Herzen.

 

Interview mit Gabriella Brasson
von Nadja Oehrlein und Bruno-Thomas Eltschinger
                                        

Vinothek Santé – ist da der Name Programm? Vermitteln Sie Ihren Kunden die Freude, gemeinsam einen Wein zu geniessen, ganz unkompliziert «Santé»?
Ja, Santé versteht in unserem Land jeder.

Ihr Schwerpunkt liegt auf Spanien und Italien – aber nur darauf fokussiert sind Sie nicht. Gibt es einen Grund?
Wir orientieren uns auch an der Nachfrage unserer Kunden. Daher führen wir ebenfalls Weine aus der Schweiz, Frankreich und Österreich und auch einige Flaschen Malbec, da unser Mitarbeiter, Gaston Dutschmann, Argentinier ist.

Sie sind für den Weineinkauf Italien zuständig? Wie kam es dazu?
Ich habe italienische Wurzeln und war bei meinem früheren Arbeitgeber (Bindella) u.a. als Reiseleiterin in verschiedenen Wein-Regionen Italiens unterwegs. Ich liebe Italiens Weinlandschaften.

Was sind für Sie die wichtigsten drei Eigenschaften eines Sommeliers?
Die Liebe zum Wein, sich in den Kunden oder Gast versetzen können, also gute Menschenkenntnis und Geduld….

Sind Sommeliers eher Entertainer oder Verkäufer, die Gästen etwas andrehen sollen?
Weder noch, denn falls dem so wäre, wären sie am falschen Ort.

Warum sollte Sommelier ein Trendberuf sein?
Sollte er?

Was darf ein Sommelier nie sagen?
Er darf dem Gast oder Kunden gegenüber nicht belehrend wirken.

Was ist die schwierigste Aufgabe eines Sommeliers?
Einem Grossmaul, der alles besser weiss mit «Einfühlungsvermögen» zu begegnen!!

Wieviel sollte ein Sommelier in der Schweiz mindestens verdienen?
Keine Ahnung

Welches war das prägendste Erlebnis in Ihrer Laufbahn als Weinhändlerin?
Als wir vor vielen Jahren eine spanische Winzergenosssenschaft besuchten und im Versammlungssaal alle Stühle am Boden festgenagelt waren, fragten wir den Chef warum dies so sei… Er entgegnete, damit die Genossenschafter an den Versammlungen einander nicht die Stühle an den Kopf werfen!

Welchen heutigen Sommelier bewundern Sie?
Paolo Basso, bester Sommelier der Welt im Jahre 2013. Ich durfte nach seinem Weinseminar beim Mittag-essen neben ihm sitzen und von ihm erfahren, was es heisst weltbester Sommelier zu werden und welche Entbehrungen man auf sich nehmen muss, um soweit zu kommen. Er verdient grossen Respekt, auch weil er als Mensch bescheiden geblieben ist.

Welchen Sommelier in der Geschichte werden Sie nie vergessen?
Siehe oben!

Welches Restaurant weltweit hat heute den besten Sommelier und wie heisst er?
Keine Ahnung

Welches Restaurant in der Schweiz hat heute den besten Sommelier und wie heisst er?
Weiss ich nicht.

Wie gross ist Ihr Sortiment?
Knapp 200 verschiedene Weine und noch Einiges an Spirituosen, Whiskys, Grappas, Rum etc.

Ist es anstrengend berufshalber immer Wein trinken zu müssen?
Nein, da wir nicht trinken, sondern degustieren.

Spielt ökologischer Weinbau bei Ihrem Kunden eine grosse Rolle?
Bei uns spielt der Produzent eine sehr grosse Rolle. Wir kennen sie alle persönlich. Kennen ihre Arbeits-weise und ihren Respekt vor der Natur. Das können wir unseren Kunden weitergeben und ihnen auch er-zählen, warum die einen biozertifiziert sind und die anderen nicht. Für viele kleine Produzenten lohnt es sich nicht, sich zertifizieren zu lassen. Es ist nicht nur finanziell eine Frage, sondern auch bürokratisch ein grosser Aufwand. Somit haben wir zertifizierte sowie auch nicht zertifizierte Bioweinbauern.

Wie verkaufen Sie Naturwein oder Orange-Wein Ihren Kunden?
Wir verkaufen keine Natur- oder Orange-Weine. Es ist ein schwieriges Thema, wie auch vegan eines ist…

Welche Rolle spielen Parker-Punkte für Ihr Sortiment?
Je länger je weniger.

Nach welchen Kriterien empfehlen Sie Ihren Kunden den passenden Wein zur Speise?
Nach den Zutaten der Speisen und nach dem Budget des Kunden. Unser Motto ist; nach Budget die beste Empfehlung. Wir haben viele Weine, die sich zwischen CHF 11.00 und CHF 24.00 bewegen. Unsere Philo-sophie seit über 25 Jahren: Das Preis- Leistungsverhältnis muss stimmen. Gute teure Weine zu finden ist nicht schwierig, aber gute, die für jedermann bezahlbar sind, schon eher.

Was sollte Ihrer Meinung nach an erster Stelle stehen: zuerst die Weinauswahl und dann ein entsprechen-des Gericht dazu zubereiten – oder das Gericht festlegen und dann den Wein dazu auswählen bzw. sich empfehlen lassen?
Meistens steht das Gericht im Vordergrund. Es kann auch mal umgekehrt sein, aber eher selten.
Ohne Essen kommen wir nicht aus. Ohne Wein aber schon.

Welche Fragen werden von Ihren Kunden meistens gestellt?
Nach den Eigenschaften des Weins. Wie ist er? Schwer, leicht, süffig, fruchtig, blumig etc. Man sollte aber nicht zu viele Eigenschaften nennen, da dies den Kunden irritieren kann. Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung.

Was macht Kunden bei Wein unzufrieden?
Wenn sie für den Wein einen Preis bezahlen, der Wein aber nicht den Erwartungen entspricht.

Was ist das Geheimnis eines guten Weines?
Harmonie.

Sind Schweizer Weine im Weinhandel gut kalkuliert?
Sie sind sehr knapp kalkuliert.

Welche Trends sehen Sie im Weingeschmack junger Leute?
Weine mit etwas Restsüsse!

Welche Weingebiete oder Regionen sind die zukünftigen positiven Überraschungen?
Schwer zu sagen, aber vielleicht Regionen in höheren Lagen oder Nordeuropa, dies wegen der Klimaer-wärmung…

Bei welchen Weinregionen wird das Interesse abnehmen?
Schon seit längerem bei Weinen aus Übersee.

Nennen Sie eine Weinregion, die im nächsten Jahr besonders erfolgreich sein wird und warum?
Keine Ahnung

Wer produziert die besten Weingläser und warum?
Riedel schön und teuer!

Welche Flasche Schweizer Wein verkaufen Sie sehr gerne?
Den Müller-Thurgau vom Rebgut Balthasar. Ein wunderschöner Bio-Betrieb in Hünikon im Zürcher Wein-land.

Welches sind Ihre Weinfavoriten für Schweizer Weine?
Pinot Noir, Müller-Thurgau, Petite Arvine, speziell derjenige von Maurice Zufferey.

Welcher ist für Sie der beste Schweizer Schaumwein?
Ich habe am Wochenende einen Crémant aus Teufen (Zürcher Unterland) von Hamacht Weine degustiert und war ganz begeistert. Knapp drei Jahre lagert er auf der Hefe. Schöne Apfel- und Zitrusnoten. Wunder-bare feine Perlage. Ein Kompliment an die junge Winzerin und Kellermeisterin Simone Monstein!

Von welchem Wein haben Sie am meisten in Ihrem privaten Weinkeller?
Ich mag sehr gerne Ripasso, vielleicht auch weil meine Eltern aus dem Veneto stammten. Er passt auch zu verschiedenen Gerichten. Und natürlich dürfen einige Flaschen Räuschling und Blauburgunder von Urs Pircher nicht fehlen.

Welche zwei Weine würden Sie auf die einsame Insel mitnehmen?
Eine Flasche Champagner von Philipponnat Clos des Goisses und einen Pinot Noir von Urs Pircher.

Welche Winzer sind Ihnen die liebsten und warum?
Bodenständigen und bescheidene Winzer. Sie produzieren tolle Weine, die man noch bezahlen kann und sie bleiben Weinbauern.

Welches ist Ihr persönliches Lieblings-Weinland, ausser der Schweiz, in Europa?
Natürlich Italien!!!

Wieviel kostete der teuerste Wein, den Sie jemals bestellten? Wie heisst er?
Meinen Sie als Weinimporteur oder als Gast in einem Restaurant?
Also als Händler haben ich den MOSSONE, einen reinen Merlot von Stefano Antonucci aus den Marken importiert. Er gehört zu den 50 besten Weinen aus Italien, Kostenpunkt CHF 85.00. Toller Preis für einen solchen Wein.

Im Restaurant: da mein Budget diesbezüglich eher beschränkt ist und ich im Restaurant nicht oft teure Weine trinke, erinnere ich mich, dass ich vor einigen Jahren einen Gevrey-Chambertin (den Namen des Produzenten weiss ich leider nicht mehr) getrunken habe, Kostenpunkt ca. CHF 150.00!

Was ist Ihr Hobby?
Ich mache Vieles gerne: kochen, essen, trinken, reisen, wandern, tauchen…

Ihre Lieblingsmusik?
Von der Oper bis zu den italienischen Cantautori.

Ihr Lieblingsessen?
Pasta e fagioli

Mit welcher Persönlichkeit auf der Welt würden Sie eine Flasche Petrus trinken?
Sebastião Salgado, ehemaliger Magnum-Fotograf. Ein Mensch, den ich seit Anfang der 1980iger Jahre bewundere. Damals habe ich in Lausanne eine Fotoausstellung von ihm besucht und die Bilder nie mehr vergessen. Den Dokumentarfilm von Wim Wenders «Salz der Erde» sollte jeder einmal gesehen haben.

Was wollten Sie als Kind gerne werden?
Nonne, weil mir die Kleidung so gut gefiel!

Was wären Sie ausser dem, was Sie heute sind, gerne geworden?
Tierpflegerin oder auch Bäuerin.

Was ist Ihr Lebensmotto?
Immer versuchen, respektvoll mit Mensch, Tier und Natur umzugehen.

Haben Sie einen grossen Traum?
Ich versuche meine Träume zu verwirklichen. Meistens handelt es sich um Reisen in fremde Länder, andere Kulturen kennenlernen, offen sein für Unbekanntes.

Was halten Sie für Ihren grössten Vorzug bzw. Ihren grössten Fehler?
Ich bin sehr zuverlässig und dies bringt mich zuweilen in die Bredouille …

Was halten Sie für Ihre grösste Tugend, was für Ihr grösstes Laster?
Anderen Menschen zuzuhören / Ungeduld wenn etwas nicht klappt.

Welchen Luxus leisten Sie sich gelegentlich?
Ich lebe hier in der Schweiz bereits im Luxus.

Welcher Versuchung widerstehen Sie nicht?
Einem guten Glas Wein, Brot und Käse, herrlich.

Was bringt Sie auf die Palme?
Respektlose und unzuverlässige Menschen.

Welches Kompliment hören Sie am liebsten?
Du bist eine gute Zuhörerin.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mit ca. 13 Jahren konnte ich während den Ferien in einer Bekleidungsfabrik arbeiten und Vlies auf Krägen aufbügeln.

Sie gewinnen eine Million Franken, was würden Sie damit tun?
Zuerst auf Reisen gehen und danach ein Tierheim eröffnen.

Was schätzen Sie am Schweizer Sommelierverband besonders?
Die Möglichkeit, Weiterbildungskurse zu besuchen, zusammen mit anderen aus der Branche neue Restaurants zu entdecken, auf Weinreisen gehen, an Treffen sich auszutauschen.

So oder so Brasson

Seit vielen Jahren ist «Hotelier» das offizielle Verbandsorgan des Schweizer Sommelierverbandes ASSP-SVS.

An dieser Stelle publiziert der Verband Highlights aus der Schweizer Sommelier- und Weinszene.

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