Weintrends: Wohin geht die Reise?

Jetzt wird von Sommeliers in vielen Restaurants die neue Weinkarte zusammengestellt. Eine gute Gelegenheit, um neuen Regionen und Weinen eine Chance zu geben und aktuelle Trends zu integrieren. Viele werden bei Altbewährtem bleiben, einige Mutige versuchen, neue Wege zu gehen und dabei ob der Vielfalt neuer und interessanter Weine in Gefahr kommen, in weinseliger Konfusion zu enden. Lassen Sie sich daher einige Tipps von Fachleuten geben. Bei Weintrends ist es häufig wie in der Mode: Alles ist schon einmal da gewesen und Trends sind oft, nicht immer, nur eine Rückbesinnung auf Altbewährtes. Einerseits ist die Zeit der klassischen Etiketten-Trinker fast schon vorüber und den offenen, trinkfreudigen und «hedonistisch veranlagten» Weinfreunden gewichen. Andererseits ist es eben die Kunst, Bewährtes und Bekanntes mit Neuem und Interessantem in einer spannenden Weinkarte zu assemblieren. Einmal abgesehen von den Weinklassikern, die in grossen Häusern immer ihren Platz finden, werden immer mehr neue, interessante Länder wie Brasilien, China, Mexico, Mallorca und Libanon auf der Welt-Weinkarte auftauchen. Für Aurélien Blanc, Sommelier im Hotel Baur au Lac, Zürich, sind Weine aus Argentinien, dem Priorat, Süditalien, Südfrankreich, Südamerika, Südafrika und sogar Rieslinge aus Deutschland eher «exotische» Provenienzen. Blanc beobachtet, dass Gäste vermehrt Schweizer Weine bestellen. Als Trend sieht er Portugal mit Dao und Alentejo. Auch Österreich, das in jüngerer Zeit mit seinen Rotweinen erfolgreich ist, hat für ihn Potenzial. Diplom-Sommelier Christian Grimm, Gastgeber im Kursaal Bern, stellt fest, dass seine Gäste Weine bevorzugen, die Ihre Herkunft widerspiegeln, verträglich und authentisch sind. Grimm sagt, dass die Bekanntheit der Region eine untergeordnete Rolle spielt. »Die Gäste möchten Wein, der schmeckt.» Er nennt Ungarn und osteuropäische Weingebiete, aber andererseits auch Schaffhausen, Sizilien und das Burgenland als seine persönlichen Trendregionen. Gemäss Birte Gronemann, Sommelière im neu eröffneten Château Gütsch in Luzern, liegen schwere, opulente Weine, die aus Portugal, Spanien oder Südfrankreich stammen, im Trend. »Mein persönlicher Favorit sind Weine aus Chile. Hier vermählt sich die sehr alte Weinbautradition mit den perfekten Voraussetzungen, die viele Menschen, vor allem aber die jüngere Generation, an spricht.» Till Bächtold, Sommelier und F&B-Manager im Hotel Widder in Zürich, verkauft viele Schweizer Weine aus der Region Zürich wie den Chardonnay von Otelfingen oder den Pinot 571, beide von «Zweifel». «Ich denke, Portugal und auch Österreich sind im Kommen. Der Bekanntheitsgrad oder das Unbekannte ist oftmals ausschlaggebend. Altes neu interpretiert, oder neu und unbekannt sind zurzeit trendig.» Für Christoph Kokemoor, Sommelier im Grand Hotel Les Trois Rois in Basel, haben Roséweine vermehrt Akzeptanz, und besonders Champagner wird zum Essen stets beliebter. Auch Sizilien, das Burgenland und Deutschland liegen für ihn im Trend. Weine würden in bekannten Regionen gesucht, unbekannte Gebiete hätten keine Chance, auch wenn das Preis-Leistungsangebot sehr attraktiv sei, sagt Kokemoor. Der Trend kehrt auf einen «sicheren» Wein zurück, stellt auch Paolo Basso, «Bester Sommelier der Welt» 2013, fest. Für ihn liegt der Trend beim Schweizer Wein, aber auch in der Toskana, im Piemont oder im Bordeaux, wenn das Preis-Qualitäts-Verhältnis stimmt. Seine persönliche Empfehlung ist «Rosso di Chiara», ein Tessiner Rotwein aus Merlot-Trauben, gekeltert und mit Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc vervollständigt. Trends lassen sich nicht machen, sie geschehen einfach, entstehen bei den Konsumenten dann, wenn sie plötzlich dieselbe Wellenlänge haben und danach handeln. Ich sage, Wein ist immer ein glaubwürdiges, vertrauensbildendes Produkt aus der Region für die Region.

DER AUTOR Bruno-Thomas Eltschinger ist Präsident des Deutschschweizer Sommelier-Verbandes (SVS/ASSP) und Leiter der Sommelier-Fachschule Zürich. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich professionell mit der internationalen und schweizerischen Weinszene.

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