Gebt dem Schweizer Schaumwein einen Namen!

Die Franzosen schützten ihren Champagner mit aller Härte und setzten den Namensschutz ohne «Wenn und Aber» durch. Bald feiert die globale Weinwelt wieder Silvester mit Champagner, Cava Franciacorta, Prosecco, Sekt und Crémant. Aber wer kennt schon die Schweizer Schaumweine? Obwohl «Made in Switzerland» heute eine der wertvollsten Marken weltweit ist, gibt es ausser dem alkoholfreien «Rimuss» keine einheitliche Schweizer Bezeichnung dafür. Ach wie gut, dass uns das Matterhorn, der Titlis und der Pilatus nicht gestohlen werden können, so wie der Käse aus dem Emmental, die Rösti oder das Swiss Müesli.
Schweizer Schaumwein führt derweil ein Aschenputtel- Dasein, und niemand setzt sich dafür ein, ihn so populär zu machen, wie die Konkurrenz aus der Champagne, Cava aus Spanien oder Franciacorta und Prosecco aus Italien. Am Preis kann es nicht liegen, denn in Höhen wie beim Champagner geht es niemals – obwohl Schweizer Schaumweine durch eine wunderbare Fruchtigkeit bestechen, einnehmende Frische und grossen Trinkgenuss bieten. So pflegt seit 180 Jahren die Familie Mauler mit ungebrochener Leidenschaft, Berufung und Traditions- bewusstsein die grosse Kunst der Herstellung von Vins Mousseux Swiss. Der Neuenburger «Champagner» aus dem Val de Travers war einst weltbekannt.
Ab 1859 unterhielt Mauler Verkaufsbüros in Bombay, Hongkong, New York, London und Paris. Die Vorfahren von Jean-Marie Mauler, dem Direktor der Kellerei in Môtiers, hatten bereits im Jahr 1829 ihre ersten Schaumweine produziert. Das im sechsten Jahrhundert von eingewanderten Mönchen aus dem Burgund gegründete Kloster St. Pierre im Herzen des Val de Travers bildete fast ein Jahrtausend lang eines der bedeutendsten religiösen Zentren der Region. Ein friedliches, idyllisches Tal, ein altes Benediktinerkloster und geheimnisvolle Keller mit alten Gewölben. Auch über 380 Winzer aus der ganzen Schweiz lassen einen Teil ihrer Ernte, meist von Spezialisten wie dem Thurgauer Paul Gasser, «versekten». Der Schaumwein- pionier aus Ellikon an der Thur arbeitet nach der «Méthode traditionelle», der zweiten Flaschengärung. Oder Andreas Meier, Winzer und Rebschulist im Weingut zum Sternen in Würenlingen. Er nummeriert die veränderte Trauben- zusammensetzung seines Schaumweins. Sein «Opus 8» ist eine gehaltvolle Cuvée aus Chasselas, Riesling x Sylvaner und Pinot noir. Oder Diego Mathier, Winzer des Jahres 2007, vermählt Chasselas mit Rheinriesling «Folie à deux» zu einem Schaumwein.
Der «Vin Mousseux Osterfinger Mühliwy» des Weingutes von Christoph und Claudia Stoll wurde beim Grand Prix du Vin Suisse 2013 zum besten Schaumwein der Schweiz gekürt. Im Kommentar der Grand-Prix-Jury zum Sieger-Schaumwein steht: «Helles Gelb mit orangem Reflex. Reintönige Aromen von Limetten, Sommerkräutern und Grapefruits. Auch im Gaumen sehr fruchtbetont, erfrischend und doch vielschichtig. Verbindet Charakter und Charme in perfekter Weise.»
In Spanien wurde der Schaumwein ursprünglich nach seinem grossen Bruder, dem französischen Champagner, benannt. Beim EU-Beitritt Spaniens musste ein neuer Name gesucht werden. Seit 1986 ist «Cava» (Keller) geschützt und bedeutet somit keine Herkunftsbezeichnung aus einer Region, sondern den Hinweis auf die Qualität Cava. Wenn zu Silvester bald wieder die Korken knallen und Sektgläser erklingen, wird diesem Klang auch die Fähigkeit zugesprochen, Geister und Dämonen zu vertreiben. Swiss Wine, die Marketingorganisation unserer Weinbranche, wird bestimmt noch lange abklären und überlegen, ob und wie sie sich in diesem Markt engagieren könnte und ob ein einheitlicher Name für alle Schweizer Schaumweine nicht auch eine gute Idee wäre. Da sind dann gute Geister gefragt: Haben Sie eine klare, prägnante, eingängige Namensidee für unsere tollen Schweizer Schaumweine? Gerne leite ich Ihren Vorschlag weiter!

Der Autor Bruno-Thomas Eltschinger ist Präsident des Deutschweizer Sommelier-Verbandes (SVS/ASSP) und Leiter der Sommelier-Fachschule Zürich.

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