Keine Discount-Weine!

Wenn ich mich in einem Restaurant verwöhnen lasse, erwarte ich, dass mir keine Halbfertiggerichte, keine Tomaten-Suppe aus der Büchse oder Rösti aus dem Beutel vorgesetzt wird. Wenn ich in einer Boutique einkaufe, erwarte ich, dass ich nicht unter Hemden von H&M oder Hosen von C&A oder Krawatten von ABM aussuchen muss. Wenn ich in einem Gasthof eine Flasche Wein aussuche, erwarte ich keine Auswahl von Aldi, Denner, Lidl oder Carrefour. Der Grund ist nicht der, dass Supermarkt-Weine ungeniessbar wären, obwohl viele Flaschen nur mit Vorbehalt die Bezeichnung «Wein» tragen dürften. Der Grund für die oft schlechte Qualität der Billigstweine aus Discountmärkten ist leicht auszumachen: Was hier zählt ist Masse, und nicht Klasse. Denn von den umsatzstärksten Weinen werden grosse Mengen Flaschen benötigt. Weinbroker kaufen deshalb im Auftrag der Discountketten die nötige Weinmenge von überall her zusammen. Die unterschiedlichen Sorten werden dann in einer Lohnkellerei nach Kundengeschmack getrimmt und in grossen Mengen mit Einheitsgeschmack, oft ohne Kanten und Ecken, dafür mit schönen Etiketten und zu günstigen Preisen, gekeltert.
Wenn man nachrechnet, unter welchen Kostenfaktoren die Weine in die Discountregale kommen, spricht das Ergebnis für sich. Die drei oder fünf Franken, die der Kunde pro Flasche bezahlt, enthalten Steuer, Zoll, Kosten für Glas, Etikett und Korken, Transport, Handelsspanne, Marketing- und Vertriebskosten. Vom Rest muss der Erzeuger den gesamten Weinanbau und den Ausbau im Keller samt seinem Gewinn kalkulieren. Diese Weine haben daher nichts mit Winzerromantik und goldenen Reben zu tun – die Fantasie-Chateau-Kreszenzen sind halbindustriell gefertigte Massenprodukte! Sie haben meistens Industrie-Flair, sind aromatisch, oft süsslich und kommen sehr gefällig daher. Mich stört nicht, dass Kunden im Discounter preiswerte oder gar billige Weine kaufen können, die ihnen für den täglichen Hausgebrauch gut schmecken. Mich stören nur Gastwirte und Hoteliers, die solche Weine kaufen und dann mit einer hohen Marge auf ihre Weinkarte setzen. Das ist Betrug am Gast und vernichtet das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit unserer Gastronomie. Kurz und gut: Discount-Weine sind meistens geschmacklich geschönte Massenprodukte und haben auf einem Restauranttisch nichts zu suchen.
Es gibt genügend traditionelle oder moderne, mittlere und kleine Weinerzeuger, deren Weine für den Restaurantgast eine Neuentdeckung bedeuten und oft ein Aha-Erlebnis hervorrufen. Letztlich merken die Gäste, dass es auch andere und bessere Weine gibt als die Produkte beim Discounter. Wohlgemerkt, ich habe nichts gegen Weine aus dem Discounter für den Privatkonsum in den eigenen vier Wänden! Der Markt bestimmt das Angebot nach günstigen Weinen, und das ist gut so. Sie wären nicht da, wenn die Nachfrage nicht vorhanden wäre. Sie sind ein Teil unseres täglichen Lebens, preiswert und überall leicht erhältlich. Oft sind sie auch der Einstieg für künftige, echte Wein-Geniesser. Aber die Gastronomie hat andere Aufgaben und die Gäste haben andere Erwartungen und Bedürfnisse. Einerseits ist es ja erfreulich, dass das Gastgewerbe an vielen Orten liberalisiert wurde, andererseits ist es bedenklich, wenn ein Möchtegernwirt seine täglichen Einkäufe im Billigladen um die Ecke tätigt. Damit schadet er dem Ruf einer ganzen Branche, weil beim Gast der Eindruck entsteht, dass hier generell mit unlauteren Methoden gearbeitet wird. Es ist eine Tatsache, dass rund 70 Prozent des in der Schweiz verkauften Weines über die Grossverteiler vermarktet wird. Gäste, die in ein Restaurant gehen, suchen aber nicht die einfachsten und billigsten Weine. Sie wollen etwas Neues entdecken. Sie suchen das Besondere, das Einzigartige, das Spezielle und vor allem Qualität. Und dafür sind sie auch bereit, einen fairen Preis zu bezahlen.

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