Facebook, Twitter & Co.

Internet oder Handy, einkaufen am Bildschirm oder digitale Weindegustation, twitternde Winzer und Sommeliers oder lernen in virtuellen Welten: Die Digitalisierung der Kommunikationsmedien hat massiven Einfluss auf unseren Alltag, auf die Arbeitswelt ebenso wie auf unsere Freizeit. Soziale Netzwerke wie Facebook, StudiVZ, Lokalisten oder XING können Spass machen, Vorteile im Beruf bringen, aber auch Zeit fressen. Es besteht fast mehr Suchtpotenzial als bei Ihrem Lieblingsgetränk Wein. Wer kennt nicht die Situation: Der Kellner bringt die Weinkarte, die Gäste zücken ihre iPhones oder Smart-Phones. Innerhalb wenigen Sekunden sind sie informiert über den Wein, den sie bestellen möchten. Ursprung, sensorische Eigenschaften, billigster Einkaufspreis und wo man den Wein kaufen kann. Bevor der Kellner den Wein serviert, «scannt» er mit seinem iPhon die Weinetikette auf der Flasche. Er weiss, dank cleverer Apps, auch sofort Bescheid über den Wein. Die schöne neue Weinwelt ist Wirklichkeit geworden. Informationen sind in Sekundenschnelle verfügbar, und zwar aus der ganzen Welt. Was man früher in Fachbüchern, Lexika und Katalogen recherchieren musste, ist heute mit einem Fingertipp erreichbar. Man holt nicht nur Informationen, sondern vernetzt sich mit Kollegen, Kunden, Freunden und Feinden.
Wein zu trinken ist die eine Sache, über ihn zu reden die andere. Es gibt viele Menschen, die gern und viel über Wein reden. Was also tut ein Weinliebhaber, wenn ihm seine Freunde nicht mehr zuhören? Er eröffnet einen Wein-Blog. Allein im deutschsprachigen Raum gibt es inzwischen eine unüberschaubare Zahl davon. Die Autoren berichten darin, was sie gerade wieder so weggetrunken haben, versorgen die Netzwelt mit Nachrichten aus der Weinwirtschaft, legen Listen ihrer Lieblingsweine und -Winzer an, zitieren sich gern selbst, pflegen ihre kleinen Fehden und ereifern sich über Menschen, die sich auch schon einmal über sie ereifert haben. Tatsächlich sind viele Wein-Blogs in erster Linie als Erfahrungsaustausch zwischen Hobby-Verkostern und einigen wenigen Profis zu verstehen. Neue Kommunikationskanäle machen auch beim Thema Wein nicht halt. Das Mitteilungsbedürfnis in Blog-Form zieht sich quer durch alle Weinbereiche, enthält Verkostungen, Bewertungen und Kommentierungen, Trends und Gourmet-Tipps, bietet Einblicke in das Leben auf einem Weingut, oder lässt Wein-Degustationen im
TV-Format miterleben.
Der Wein ist durch die «sozialen Medien» eine wichtige Lifestyle-Komponente geworden. Ob es gut ist, dass in Blogs, auf You Tube oder Facebook die Informationen und Personen rund um den Wein überall und jederzeit und unmittelbar verfügbar sind? Natürlich spart man viel Zeit beim Recherchieren über Wein. Man verliert aber auch viel Zeit durch Aktivitäten wie Chatten, Twittern, Facebook und Google.
Die grösste Gefahr aber ist, dass die Verfügbarkeit der Informationen viele Konsumenten in den Glauben versetzt, dass sie Weinkenntnisse haben und alles über Rebe und Wein wissen. Besonders die Informationen vom World Wide Web haben ihre Tücken und Gefahren. Bleibt man beim ersten Suchergebnis stehen, könnte das gefährlich sein.
Die Informationen in Web sind nicht nachgeprüft, nicht lektoriert und nicht immer wahrheitsgetreu. Wenn man früher in einem Fachbuch oder Fachmagazin etwas gelesen hat, konnte man sich zu 95 Prozent auf die Informationen verlassen. Heute können Bücher und Printmedien die Flut der Informationen kaum mehr verarbeiten, geschweige denn in kurzer Zeit zur Verfügung stellen. Die Weinblogs haben die Weinwelt erobert. Man kann also durchaus etwas lernen, zumindest von den professionell geführten Blogs. Man kann sie aber auch ganz unbefangen konsumieren und beobachten, wie sich die Blogger gegenseitig «einschenken».

Der Autor: Bruno-Thomas Eltschinger ist Präsident des Deutschschweizer Sommelier-Verbandes (SVS/ASSP). Seit vielen Jahren beschäftigt er sich professionell mit der internationalen und der schweizerischen Weinszene.

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