Die Jugend muss uns am Herzen liegen

Die Schweizer Gastronomie ist kreativ und innovativ. Der Mensch als Gast steht in Mittelpunkt. Für den Gast werden die besten Produkte eingeflogen, die besten Weine kredenzt, die teuersten Zigarren in Fumoirs aufbewahrt und die schönsten Jungs und Mädels in trendigem Look zur Bartheke beordert. Der Alltag wird gemeistert und Wünsche werden erfüllt. Bei so viel «Stress» geraten oft moralische und ethische Werte in den Hintergrund. Es sind schon einige Schlachten ausgetragen worden, bei denen vor allem Eigeninteressen die Haltung bestimmte. Kaum ist die Nichtraucher-Schlacht verloren, welche mit viel Schall und Rauch geführt wurde, droht neues Ungemach. Gewisse Eiferer möchten das Mindestalter für die Alkoholabgabe generell auf 18 Jahre festsetzen. Eine Bedrohung nicht nur für die Umsätze, sondern auch für die historische Freiheit, die Wilhelm Tell fast mit dem Leben seines Sohnes bezahlen musste. Das Sprichwort «Früh übt sich, was ein Meister werden will» stammt aus dem Drama «Wilhelm Tell» von Friedrich Schiller. Es bezieht sich darauf, dass man sich schon in der Jugend bemühen muss, wenn man etwas meisterhaft beherrschen will. Auch den Umgang mit Alkohol kann man lernen. Doch der Alkoholkonsum Jugendlicher darf nicht für vogelfrei erklärt werden!
Ohne Statistiken und erschreckende Meldungen zu zitieren, ist es doch die normalste Sache der Welt, dass man Jugendliche vor sich selber schützt und keinen freien Zugang zu Alkohol erlaubt. Sie sind nicht mehr Kinder, aber sie möchten auch noch nicht wissen, was sie später bereuen könnten. «Kampftrinken», «Komasaufen», «Festplatte löschen» – ganz egal, wie man es nennt, das Ziel ist dasselbe: saufen bis zum Umfallen. Immer häufiger treffen sich Jugendliche und junge Erwachsene mit der Absicht, so richtig zuzuschlagen. Der Umgang vieler Jugendlicher mit Alkohol wird immer exzessiver. Mehr als 40 Prozent der 15- bis 16-Jährigen trinken jede Woche Alkohol. Gastrosuisse, unser nationaler Wirteverband, schreibt: «Es ist nicht einzusehen, warum die Abgabe von qualitativ hoch stehenden Schweizer Weinen aus dem oberen Preissegment eingeschränkt werden soll, um den Alkoholkonsum von Jugendlichen zu regeln.» Ich glaube nicht daran, dass Jugendliche das Zielpublikum für qualitativ hoch stehende Schweizer Weine aus dem oberen Preissegment sind.
In vielen Ländern ist es selbstverständlich, dass Alkohol für Jugendliche erst ab 18, 20 oder gar 21 Jahren ausgeschenkt wird. Das Gastgewerbe in diesen Ländern ist trotzdem nicht bankrott gegangen. Das bedeutet nicht, dass an Familienfeiern das 17-jährige «Kind» kein Glas Wein oder Champagner trinken darf. Das Alkoholgesetz regelt so oder so nur den Verkauf und öffentlichen Ausschank. Keine Winzertochter muss deswegen die beruflichen Träume begraben. Sie dürfen unter familiärer Aufsicht zu Hause erfahren, dass es nicht auf die Menge, sondern auf die Qualität ankommt.
Wir Schweizer waren schon immer stolz auf unsere Vorfahren, die sozusagen den Tourismus erfunden hatten. Unsere Hotels waren Orte der Begegnung und Bühnen, wo sich historische Persönlichkeiten, Könige und Kaiser, Revolutionäre und Generäle, Divas und Gigolos, Schöne und Reiche tummelten. Die Schweiz – ihre wunderschöne Naturkulisse mit den Hotel-Palästen und Chalet-Restaurants – war schon immer ein Anziehungspunkt für Leute, die es sich leisten konnten. Wir sind lernfähig, wir arbeiten viel und gern und wir wissen, dass alles seinen Preis hat. Wir erfüllen alle Wünsche unserer Gäste und bekommen dafür gutes Geld. Deshalb: Das Wohl der Jugend muss uns wichtig sein. Die Gastronomen sollten sich nicht bereichern an den Jugendlichen – und sie zum Alkoholkonsum verführen. Wir dürfen uns die Hände damit nicht schmutzig machen, auch wenn es einfach wäre, etwas mehr Umsatz zu machen. Die Jugend muss uns am Herzen liegen, denn sie ist die einzig wahre Zukunft.

Der Autor Bruno-Thomas Eltschinger ist Präsident des Deutschschweizer Sommelierverbandes (SVS/ASSP). Seit vielen Jahren beschäftigt er sich professionell mit der internationalen und der schweizerischen Weinszene.

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