Bio-Wein ist Lifestyle und Lebenseinstellung

Ich trinke gerne Wein. Wenn es um Weine geht bin ich eher Genuss- als Punkteorientiert. Ich mag gute Weine das sind für mich Weine die schmecken. Da gibt es schon eine natürliche Selektion die ich am eigenen Gaumen erfahren durfte. Manipulierte schlecht gemachte oder unsaubere Weine schmecken fast nie gut – oder nur kurzzeitig. Ich durfte einige historische Wein-Momente erleben die meine Einstellung zum Wein lenkten und beeinflussten. Im Guten wie im Schlechten. Schlechte Weine von früher haben mich vorsichtig gemacht. Mich verfolgen noch immer kalifornischer Marmeladen-Wein und Chardonnay mit Tonnen von Holz oder Holzchips. Sie haben mich fast zum Bier-Trinker bekehrt. Zum Glück gab es inzwischen sehr gute Weine – meistens von guten Menschen. Die Devise dieser Winzer lautet: Gute Weine macht man im Weinberg. Aus diesem Streben nach bester Qualität ist auch die Bewegung Bio-Wein geboren. Es gibt zwar viele hervorragende klassisch gemachte Weine aber plötzlich sind die Konsumenten wie ich auch vorsichtig geworden. Nach globalen Lebensmittelskandalen und Enthüllungen über Methoden und Praktiken wie unsere Essensrohstoffe produziert werden fragt man sich unvermittelt was ist da drin was esse oder trinke ich? Die Schlacht war entfesselt um den Bio-Wein.
Lange Zeit herrschte in dieser Revoluzzer-Szene eine Haltung von Guerilla-Kampf gegen alles Bisherige. Die Pro-Bewegung hat unzählige Studien Analysen Laborberichte und Goldmedaillen in den Kampf geschickt. Die Gegner haben nur eine Waffe benutzt und zwar die magere Qualität der damaligen Bio-Weine. Zu den wichtigen Merkmalen des biologischen Weinbaus gehört der Verzicht auf chemische Düngung sowie auf Pestizide Insektizide und Herbizide. Die Eigenart eines guten Weines wird geprägt von Rebsorte und Jahrgang Sonne und Mond Wind und Wetter Bodenart und Hangneigung sowie der hingebungsvoll pflegenden Winzer-Hand «Terroir» genannt.
Heute sind Bio-Weine akzeptiert und haben sich längst im Markt manifestiert. Auch die Kundenstruktur hat sich verändert. War die Klientel am Anfang hauptsächlich von «Bio-Hardlinern» geprägt so sind es heute überwiegend Genuss-Menschen die den biologischen Weinbau als positiven Zusatznutzen für sich selbst und die Umwelt sehen. «Bio» ist aber mehr als das Weglassen von Kunstdünger Herbiziden und allerlei Giften Bio ist eine Haltung der Verantwortung die lokal handelt aber global denkt. Für Winzer bedeutet das ein gesundes Gleichgewicht zwischen Um¬welt und Pflanze zu erhalten und im Einklang mit der Natur zu arbeiten.
Genau das erwarten die Gäste – schadstoffarme Weine und Säfte ohne synthetische chemische Substanzen. Viele Konsumenten haben das Thema samt Philosophie verinnerlicht. Was wie die Spinnerei von Sonderlingen anmutet gehört im Spitzenweinbau längst zum Alltag. Der vielleicht berühmteste und teuerste Wein der Welt «Romanée Conti» im Burgund wird nach den Lehren der Bio-Dynamik gezogen und gekeltert. Solche Weine spiegeln nicht nur Boden und Klima des Weinbergs wieder sie sind auch Ausdruck einer Philosophie. Wenn ich Winzer im Wallis oder in Südafrika im Thurgau in der Nahe in Deutschland im Burgenland oder in Chile besuche ist eine Erfahrung immer prägend: Wo ich die besten Weine probiere und die glaubwürdigsten Winzer treffe wird fast ausschliesslich biologischer Weinbau betrieben und natürlicher Wein produziert. Sehr oft ohne Zertifizierung und ohne Bio-Etikette aber nach viel strengeren Kriterien als es das Gesetz verlangt. Der Reiz den Weinstock zu dopen ist so gross wie die Versprechungen die davon ausgehen. Naturweine empfinde ich als extrem spannend und sehe sie als eine immense Bereicherung der Wein-Welt. Bio-Weine sind oft wie Streicheleinheiten für unseren Gaumen – und jeder Schluck erinnert daran dass «Bios» auf Altgriechisch «Leben» bedeutet.

Der Autor
Bruno-Thomas Eltschinger
ist Präsident des Deutschschweizer Sommelier-Verbandes (SVS/ASSP) und Leiter der Sommelier-Fachschule Zürich. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich professionell mit der schwei¬¬zerischen wie auch mit der internationalen Weinszene.

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